Im Januar 2023 konnte ChatGPT (ein Chatbot, der mittels künstlicher Intelligenz menschlich anmutende Dialoge führen kann) mit über 100 Millionen Downloads den Titel der am schnellsten wachsenden VerbraucherInnen-Anwendung einheimsen. Die erste Million wurde bereits nach 5 Tagen erreicht. Zum Vergleich: Facebook hat 10 Monate bis zur ersten Million benötigt.
MScience, die Forschungs-Unit der GroupM, hat sich vor diesem Hintergrund dafür interessiert, wie viele Personen in Österreich ChatGPT schon kennen, nutzen, und wofür die Anwendung genutzt wird. (Dafür wurden von April 2023 bis Mai 2023 insgesamt 1.054 Onlineinterviews, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung von 15–59 Jahren, durchgeführt.)
Auch hierzulande ist ChatGPT in aller Munde. 72% der Befragten kennen die Anwendung, die Bekanntheit bei den Jungen liegt sogar bei 81%.
Die Nutzung verbreitet sich auch schnell, 40% der Befragten haben ChatGPT schon einmal genutzt, und 58% der 15–29-Jährigen.
ChatGPT wird am häufigsten zum Verfassen von Texten verwendet. Viele probieren es aktuell einfach aus oder verwenden es als Suchmaschine und ersetzen Google damit. Es kann aber viel mehr.
Nicht alles, was glänzt ist Gold. ChatGPT schreibt von sich selbst: „Obwohl ChatGPT beeindruckende Fähigkeiten hat, gibt es auch Herausforderungen und Bedenken, die berücksichtigt werden müssen. Eine davon ist die potenzielle Verbreitung von Fehlinformationen. Da ChatGPT auf Basis von Trainingsdaten arbeitet, besteht die Möglichkeit, dass das Modell falsche oder voreingenommene Antworten liefert. Es ist wichtig, solche Ausgaben zu überwachen und zu verbessern, um die Qualität der generierten Inhalte sicherzustellen.“
MScience hat zu möglichen Bedenken nachgefragt. Bei denen, die ChatGPT schon probiert haben, wird die Anwendung eher positiv angenommen:
Die, die ChatGPT noch nicht probiert haben, hätten gern mehr Kontrolle:
Was denken Menschen in anderen Ländern dazu? Ipsos, ein global agierendes Marktforschungsinstitut, hat vor kurzem eine Befragung in 28 verschiedenen Ländern gemacht und wollte wissen, was die Befragten über Produkte und Dienstleistungen, die Künstliche Intelligenz (KI) nutzen, denken. Das Ergebnis: Menschen in aufstrebenden Volkswirtschaften sehen tendenziell mehr Vorteile als Nachteile als solche in etablierten Volkswirtschaften.
Aber wie leistungsfähig ist ChatGPT eigentlich? Was ChatGPT leisten kann, hat mit menschlicher Intelligenz wenig zu tun. Sehr vereinfacht gesagt, nutzt ChatGPT statistische Indizes, um zu entscheiden welches Wort oder Phrase nach einem anderen kommt. Erstaunlich ist aber wie gut die Ergebnisse sind. Das neueste Modell (GPT-4) ist in der Lage, bei vielen beruflichen und akademischen Prüfungen Leistungen auf „menschlichem Niveau“ zu erbringen. Im Vergleich mit verschiedenen (US-amerikanischen) schulischen Aufnahmetests gab es sehr unterschiedliche Ergebnisse je nach Wissenskategorie. Im Bereich „Sprachlogisches Denken“ war ChatGPT 4.0 besser als 99% der menschlichen KandidatInnen (der Vorgänger ChatGPT 3.5 kam „nur“ auf 63%). Im vertiefenden Fachtest für „Englische Literatur“ waren jedoch 95% der menschlichen KandidatInnen noch besser.
Wie schnell sich ChatGTP verbessert hat, zeigt sich eindrucksvoll an einem Test aus dem Rechtsbereich: Hier schnitten gegen ChatGPT 3.5 noch 90% der menschlichen KandidatInnen besser ab. Mit dem Sprung auf Version 4.0 hat sich das Verhältnis gedreht. Nur mehr 10% der menschlichen TeilnehmerInnen konnten die KI übertreffen.
In jedem Fall bleibt zu sagen: Je nach Fachbereich schwanken die Ergebnisse der KI stark und reichen von sehr gut bis völlig unbrauchbar. Noch braucht es daher in jedem Fall Menschen, welche die Ergebnisse von ChatGPT einer rigiden Prüfung unterziehen. Angesichts der raschen Verbesserung ist aber anzunehmen, dass KI in naher Zukunft (klar abgesteckte) Aufgaben übernehmen kann, die bislang als nicht automatisierbar galten.
Was heißt das für uns? Eine Glaskugel haben wir leider nicht, aber manches kann man mit Sicherheit vorhersagen: Berufe, die Schreibfähigkeiten erfordern, werden durch die Automatisierung betroffen sein. Am wenigsten betroffen sind Berufe, die handwerkliches Geschick erfordern. Dazu gehören unter anderem Köche, Metzger, Pflegepersonen, Mechaniker, Bauarbeiter und Busfahrer.
Berufe werden nicht unbedingt komplett durch ChatGPT ersetzt, die KI lässt sich sehr gut als Brainstorming-Maschine nutzen und im besten Fall wird sich eine gute Mensch-Maschine Zusammenarbeit entwickeln.
1967 hat der erste Taschenrechner uns Menschen das Rechnen vereinfacht und so einen Teil unserer Welt verändert. ChatGPT unterstütz uns auch bei Rechnungen, komplexen Programmierungen und dem Umgang mit Zahlen. ChatGPT kann aber auch Texte erstellen, Schulaufsätze schreiben, Gedichte kreieren und Fachtexte zusammenfassen. Es imitiert dabei einen Kern-Baustein der menschlichen Gesellschaft – die Sprache. Daher ist anzunehmen, dass ChatGPT und Co. die Welt mehr verändern werden als der Taschenrechner es getan hat.
Abschließende Kennzeichnung: Dieser Text wurde von einem Menschen verfasst.